Bokeh-Vergleich

"Jedes gute, moderne Objektiv ist bereits für höchste Auflösung bei großen Blenden optimiert. Kleinere Blenden erhöhen lediglich die Schärfentiefe..." Dies schrieb Ansel Adams 1937 an Edward Weston auf seine Frage nach Objektiv-Empfehlungen.

Nahezu alle heute erhältlichen Objektive sind sehr gut korrigiert und liefern, spätestens bei leichter Abblendung, ein scharfes Bild.

Fotoamateure wie auch Labore führen zahlreiche Tests durch, um die Schärfeleistung von Objektiven zu überprüfen - diese gilt schließlich als wesentliches Qualitätsmerkmal eines Objektivs.

In vielen Fotoforen und Fachblättern wird kontrovers darüber diskutiert, inwieweit die Schärfeleistung tatsächlich ein gutes Objektiv ausmacht. Neben weiteren wichtigen Kriterien, wie Vignettierung, Verzeichnung, Bildfeldwölbung, fällt der Blick auf den Unschärfebereich. Wie werden Bereiche ausserhalb der Schärfeebene abgebildet? Welches Objektiv liefert ein "samtweiches" Bokeh?

Viele Fotografen suchen bewußt nach Eigenschaften, die in den Standardtests selten betrachtet werden. Dazu gehört ein augengefälliges Bokeh. Das Bokeh wird stark durch die Blendenform des Objektivs bestimmt. Früher galt, möglichst viele Blendenlamellen (typischerweise 8 bis 15) ergeben eine rundere Blendenöffnung, wenige Blendenlamellen (6 und weniger) eine eckige Blendenöffnung.

Durch diverse Optimierungsmaßnahmen verfügen viele aktuelle Objektive über lediglich 9 Blendenlamellen und liefern eine nahezu vollkommen kreisrunde Blendenöffnung bei hoher Schärfe.

Trotzdem werden alte Optiken gerne gesucht und verwendet. Obgleich Objektive aus der analog-Ära, nicht für die enormen Auflösungen moderner Digitalkameras berechnet wurden und häufig über weitere offensichtliche optische Schwächen verfügen, schwärmen viele Fotografen über das Bokeh.

Zeit also für einen Vergleich!

- Zur Auswahl stehen fünf manuelle Standardobjektive aus den 70er/80er Jahren, zwei moderne Autofokus-Optiken, ein Vollformat-Kameragehäuse und ein Stativ.

- Alle Objektive werden ohne Gegenlichtblende verwendet, um bewußt eventuelle Lens Flares zu provozieren.

- Die ausgewählten Objektive sind vollformat-fähig und lassen sich mittels M42-Adapter relativ einfach an die DSLR adaptieren. Somit erfolgen alle Aufnahmen mit ein- und demselben Kameragehäuse.

- Für die Aufnahmen wurden jeweils Offenblende, Abblendung um 1 Blendenstufe, Abblendung um 2 Blendenstufen und die klassische "Reproblende 11" verwendet.

- Entwicklung der Bilder in Lighroom mit identischen Standardeinstellungen, ohne jegliche Korrekturen und ohne Anwendung von Objektiv-Korrekturprofilen.

Sony Alpha 850 mit Industar 50-2 3,5/50
Sony Alpha 850 mit Industar 50-2 3,5/50
Sony Alpha 850 mit Industar 50-2 3,5/50

 

Minolta AF 50mm 1:1.7

Nr. 1: Die erste Serie ist mit einem aktuellen 50mm AF-Standardobjektiv von Minolta aufgenommen. Es verfügt über 6 Linsen in 5 Gruppen, 6 Blendenlamellen und eine hohe Lichtstärke von 1:1.7. Das Minolta A-Bajonett ist kompatibel zu dem Sony Alpha-Bajonett, das Objektiv kann somit ohne weitere Adapter direkt angeschlossen werden. Durch die etwas tiefer liegende Frontlinse, ist es geringfügig vor Streulicht geschützt. Mehr

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Industar 50-2 3,5/50

Nr. 2: Ist ein manuelles russisches Industar 50-2 mit 50mm Brennweite, Lichtstärke 1:3.5 und 7 Blendenlamellen. Der M42 Schraubanschluß benötigt lediglich einen simplen mechnischen Adapter, um an die Sony Alpha angeschlossen zu werden. Das Industar ist eine Kopie des hervorragenden Carl Zeiss Tessars 50/2.8, nur eben weniger lichtstark und und weniger vergütet. Der optische Aufbau (4 Linsen in 3 Gruppen) dagegen ist gleich. Außergewöhnlich ist die Baugröße des Objektivs von nur 19mm. Dadurch hat die Frontlinse keinerlei Schutz vor Streulicht. Mehr

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PANCOLAR MC aus JENA DDR 1.8/50

Nr. 3: Ist ein manuelles 50mm Pancolar aus Jena mit Lichtstärke 1:1.8, 6 Linsen in 5 Gruppen und 6 Blendenlamellen. Obwohl es auf dem Objektiv nicht immer eingraviert ist, handelt es sich um eine Carl Zeiss Kontruktion. Angeschlossen wird es ebenfalls mittels eines M42-Adapters. Durch die tief liegende Frontlinse, ist es bereits ohne eine zusätzliche Gegenlichtblende gut geschützt vor Streulicht. Mehr

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Schneider-Kreuznach Xenon 1:1.9/50

Nr. 4: Ist ein manuelles Schneider-Kreuznach Xenon mit 50mm Brennweite, Lichtstärke 1:1.9 und 6 Blendenlamellen. Hergestellt in Deutschland, der genaue optische Aufbau ist mir leider nicht bekannt. Wenn die Informationen auf den einschlägigen Internetseiten korrekt sind, handelt es sich um eine asymmetrische Weiterentwicklung eines klassischen Doppel-Gauss. Anschluß mittels eines M42-Adapters.

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Helios-44-2 2/58

Nr. 5: Ist ein manuelles Helios 44-2 russischer Produktion. Das Objektiv wurde meist im Set mit der millionenfach hergestellten Zenit verkauft. Durch die geringfügig längere Brennweite von 58mm ist der Bildausschnitt der Bilderserie geringfügig enger. Bei der optischen Konstruktion handelt es sich um eine Kopie des sehr guten Carl Zeiss Biotar gleicher Brennweite und Lichtstärke von 1:2.0. Es verfügt über 6 Linsen in 4 Gruppen und sogar 8 Blendenlamellen. Anschluß mittels eines M42-Adapters. Mehr

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Meopta Anaret 4,5/50

Nr. 6: Eine Besonderheit ist das Meopta Anaret. Es handelt sich um ein Vergrößerungsobjektiv. Durch geschickte Wahl der jeweiligen Adapter lässt sich das Objektiv an das Sony Alpha-Bajonett adaptieren. Es besitzt lediglich 4 Blendenlamellen, diese erzeugen eine quadratische Blende, was beim vorgesehenen Zweck (Vergrößerer) nicht weiter Stört. Beim Einsatz an einer Kamera, erzeugt das Objektiv ein sehr ungewöhnliches Bokeh. Das Objektiv verfügt über eine Brennweite von 50mm und Lichtstärke von 1:4,5. Der genaue optische Aufbau ist mir nicht bekannt. Weitere Fotos in meinem Blog

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Sony Vario Sonnar T* 24-70 F2.8 ZA SSM

Nr. 7: Zoomobjektiven wird im Allgemeinen ein weniger schönes Bokeh nachgesagt. Daher zum Vergleich - eine Bilderserie mit einem aktuellen Zoomobjektiv bei 50mm Einstellung: Sony Vario Sonnar T* 24-70 F2.8 ZA SSM. Das Objektiv verfügt über eine sehr hochwertige Vergütung, hohe durchgehende Lichtstärke von 1:2.8 und 9 Blendenlamellen, die laut Hersteller eine kreisrunde Blende erzeugen. Die Gegenlichtblende kam nicht zum Einsatz, so dass die vergleichweise große (77mm) Frontlinse direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt war. Mehr

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Da die Objektive über unterschiedliche Anfangsblenden verfügen, sind die oben abgebildeten Ergebnisse bei Offenblende nicht direkt miteinander vergleichbar, aber für die Praxis interessant. Die kleinste gemeinsame Blende aller hier gezeigten Objektive, ist die Blende 4. Die einzige Ausnahme bildet das Meopta Anaret, der kleinste mögliche Blendenwert beträgt hier 4,5. Im Folgenden eine direkte Gegenüberstellung.

 

Blende 4

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Blende 11

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