Pentacon Praktica PLC 3

   
Hersteller VEB Pentacon Dresden
Kameratyp SLR (einäugige Spiegelreflexkamera)
Filmtyp 35mm Kleinbildfilm
Objektiv M42 Schraubgewinde
Belichtungszeiten 1s bis 1/1000s + B + Blitzsynchro
Fokussierung manuell
Filmtransport manuell
Selbstauslöser 5s, mechanisch
Blitz Blitzschuh mit Mittenkontakt
Batterie 1x 4,5 Volt PX-21 (nicht mehr erhältlich)
Baujahr 1978 bis 1983
Hergestellt in DDR

Besonderheiten

Springblendenautomatik

TTL-Belichtungsmessung

Offenblendmessung mit "electric"-Objektiven

 

Die Praktica PLC 3 wurde in den siebziger Jahren von VEB Pentacon Dresden entwickelt. Der Betrieb lieferte einen großen Beitrag zur Kamerageschichte - die Entwicklung weltweit bekannter Optiken, Standards und Patente, und nicht zuletzt der Name Carl Zeiss ist mit Pentacon eng verbunden. Die Praktica wurde in vielen verschiedenen Ausführungen angeboten und stets verbessert.

Die hier gezeigte Version verfügt über einen eingebauten TTL-Belichtungsmesser (mittenbetonte Belichtungsmessung) und funktioniert dank der rein mechanischen Bauweise notfalls gänzlich ohne Strom. Die für den Betrieb des Belichtungsmessers notwendige 4,5V Batterie (PX21) ist nicht mehr lieferbar, es gibt passende Adapter für drei in Reihe geschaltete 1,5V Batterien auf dem Markt, die das Original ersetzen.

Das M42x1 Schraubgewinde ist ein sehr weit verbreiteter Standard. Es wurde eine große Menge guter Objektive hergestellt, die ohne Einschränkungen eingesetzt werden können. Mit Pentacon Objektiven, die die Zusatzbezeichnung "electric" tragen, kann zudem die Offenblendmessung verwendet werden.

Auf den folgenden Bildern ist das sehr gute Standardobjektiv "PANCOLAR 1.8/50mm MC" zu sehen, es wurde von den Carl Zeiss Werken in Jena hergestellt, ist reich vergütet und leistungstechnisch dem neueren "Pentacon 1.8/50mm Multi Coating" weit überlegen.

Die Praktica besticht durch einfachen und übersichtlichen Aufbau. Alles verfolgt eine klare Linie und ist präzise gefertigt. Die Kamera ist angenehm zu benutzen, sie hat ein helles Sucherbild mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring, was eine schnelle und präzise Fokussierung erlaubt - hier wird die Kompetenz der Kamerakonstrukteure sichtbar. Ich nehme an, dass das leistungsfähige Prisma ebenfalls in Zusammenarbeit mit den Jenaer Optischen Werken hergestellt wurde.

Zur Ausstattung gehören weiterhin ein genauer Bildzähler, ein Stativanschluß der genau auf Objektivachse liegt, ein Selbstauslöser und ein Blitzschuh mit Mittenkontakt. Ein kleiner Pfeil zeigt im Sucher an, ob der Verschluss gespannt ist, oder nicht.

Auf einen Knopf für die Schärfentiefenvorschau wurde verzichtet. Die meisten Objektive konnten ohnehin vom A-Modus (Springblendenautomatik) in den M-Modus (Arbeitsblende) umgeschaltet werden, so dass die Schärfentiefe jederzeit beurteilt werden konnte.

Die Praktica verfügt über keine Automatiken. Der Fotograf musste sich nicht nur mit der Bildkomposition, sondern stets mit der Scharfstellung und Belichtung beschäftigen. Dies macht vor allem die Blitzfotografie sehr anspruchsvoll, diese steckte zum damaligen Zeitpunkt noch gänzlich in den Kinderschuhen. Die Blitzgeräte waren selten regelbar. Für korrekte Belichtung musste die Entfernung zum Objekt am Objektiv abgelesen werden. Die Leitzahl (LZ) des Blitzgerätes wurde durch die Entfernung (in Metern) geteilt, der errechnete Wert stellte die zu verwendende Blende dar. Da sich die Leitzahl entsprechend der Filmempfindlichkeit und Ausleuchtungswinkels laufend änderte, waren die Blitzgeräte häufig mit Tabellen zur schnelleren Berechnung versehen.

In den Achtziger Jahren kamen viele moderne Computerblitzgeräte, auch Automatikblitzgeräte genannt, auf den Markt. Sie verfügten über eine Fotozelle und eine schnelle elektronische Schaltung. An der Kamera musste nur noch ein einziger Blendenwert eingestellt werden, der Blitz steuerte die abzugebende Lichtmenge selbst, auch bei indirektem Blitzen und verschiedenen Ausleuchtwinkeln. Die Blitztechnik war somit wesentlich zugänglicher geworden.

Die Mechanik arbeitet ausgesprochen laut, Aufnahmen in Kirchen oder Konzerten können die anwesenden Personen oder Tonaufnahmen stören. Ein noch lauterer Spiegelschlag ist mir nur von der mittelformatigen Pentacon six bekannt.

Die Kamera ist wesentlich komfortabler, aber auch anfälliger als die russische Zenit. Leider hatte die Praktica gelegentlich Probleme mit dem Filmtransport, dieser musste mehrmals repariert werden, da die Bilder einander überschnitten haben.

Die Praktica begleitete meine Eltern in jedem Urlaub und bei jeder Veranstaltung. Später, In den neunziger Jahren experimentierte ich selbst mit der Praktica und Brennweiten von 15mm bis 2000mm.

 

 

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