Vito I

   
Hersteller Voigtländer, Braunschweig
Kameratyp Ultrakompakte Sucherkamera
Filmtyp 4cm Rollfilm und 35mm Kleinbildfilm
Objektiv Voigtländer Skopar 1:3,5/50mm
Belichtungszeiten 1/200s, 1/100s, 1/50s, 1/25s, 1/10s, 1/5s, 1/2s, 1s + B
Selbstauslöser nicht vorhanden
Größe 126 x 72 x 40mm (82 wenn offen)
Gewicht 400 Gramm
Batterie Kamera arbeitet stromlos
Baujahr ab 1941 bis 1942
(1949 unverändert neu aufgelegt)
Hergestellt in Deutschland

 

Die Voigtländer Vito I ist meine älteste Kamera.

Mit ihrem „Ziehharmonika-Lichtschacht“ erinnert sie an eine Fachkamera im Mini-Format.

Den Braunschweiger Ingenieuren ist eine ultrakompakte Kamera gelungen, die wahlweise mit 4cm Rollfilmen (Bessapan-F) und den damals neuen, in Tageslichtdosen untergebrachten, 35mm Kleinbildfilmen betrieben werden konnte.

Der Schwerpunkt wurde ganz klar auf Kompaktheit und eine edle Form gelegt. Das versenkbare Objektiv erlaubt eine sehr flache Bauweise.
Der Auslöser ist in der Objektivklappe untergebracht und wird beim Zusammenklappen elegant versenkt.

Für den Sucher blieb sehr wenig Platz, das Sucherokular ist ein Rechteck von nur 2 x 5 mm Größe, das kleinste das ich kenne.

Die wichtigste Komponente ist natürlich das Objektiv, dieses wurde in der Werbung stets in den Mittelpunkt gestellt.

Die Objektiveinheit beinhaltet neben der Blende auch den Verschluss und den Selbstauslöser. In der Tat erlaubte der Verschluss „Prontor II“ für damalige Verhältnisse sehr breiten Belichtungsspielraum: 8 Belichtungszeiten von 1/200s bis zu 1 Sekunde!

Das Objektiv ist ein 4-Linser mit einer Naheinstellgrenze von nur einem Meter und einer Anfangsöffnung von 1:3,5. Es galt als sehr lichtstark, es darf nicht unerwähnt bleiben, dass damalige Objektive häufig nur über Lichtstärken von 1:8 verfügten, also rund vier Mal lichtschwächer waren.

Entfernungsmesser und Belichtungsmesser sucht man vergebens. Hier kamen separate Geräte zum Einsatz oder die Erfahrungswerte und Fertigkeiten des Fotografen.

Die Kamera arbeitet vollmechanisch, der Verschluss wird in einem einzigen Arbeitsgang durch das Drücken des Auslösers gespannt und ausgelöst. Die Filmtransport-Mechanik stellt sicher, dass nicht mehrmals auf ein- und derselben Filmstelle ausgelöst werden kann (Doppelbelichtungssperre) und treibt gleichzeitig den Bildzähler an. Dieser funktioniert nur mit eingelegtem Film und kann an das eingelegte Filmformat angepasst werden.

Leider ist der Filmtransport nicht absolut zuverlässig. Hat man den Mechanismus beispielsweise nicht komplett aufgezogen, befindet sich die Mechanik in einer Zwischenstellung, in der versehentlich mehrere Fotos auf ein und derselben Stelle des Negativs gemacht werden können.

Der Film läuft entlang einer Riffelwalze und wird von gegenüberliegenden Metallfedern angedrückt. Der Film kann durchrutschen, das Resultat sind unterschiedlich große Abstände zwischen den einzelnen Bildern. Eine gezahnte Filmtransportwalze, die zuverlässig in die Filmperforation greift, wurde erst in späteren Modellen verbaut, als nur noch der 35mm Kleinbildfilm zum Einsatz kam.

Es ist riskant die Kamera ohne Futteral zu verwenden, die Rückwand ist nicht besonders sicher arretiert und kann leicht unabsichtlich öffnen.

Ich bekam die Kamera 1995 geschenkt. Sie funktioniert immer noch. Die Belederung ist nach wie vor intakt, der Lichtschacht dicht, kein Rost und das Objektiv klar. Der Rückspulmechanismus ist leicht beschädigt, doch der belichtete Film kann ohne Probleme in einer Dunkelkammer entnommen werden. Einige Teile sind mittlerweile schwergängig, doch das ist verzeihbar - die Kamera ist 70 Jahre alt und vermutlich ohne jede Wartung!

 

 

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